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Berufswahl und Bewerbung – Der beste Weg zum Ausbildungsplatz

Berufswahl und Bewerbung sind für viele Schüler die größten Hindernisse auf dem Weg zum geeigneten Ausbildungsplatz. Das sehen auch die Firmen so. Sie kritisieren, die Bewerber müssten sich besser informieren. Wir geben Tipps.

Stuttgart - Die mangelnde Ausbildungsreife macht vielen Unternehmen in der Region Stuttgart zu schaffen. Laut einer Online-Umfrage der IHK Region Stuttgart beklagen fast 90 Prozent der Unternehmen, die Ausbildungshemmnisse feststellen, dass die Bewerber unklare Berufsvorstellungen haben – zehn Prozent mehr als im vergangenen Jahr.

„Das ist das größte Hemmnis bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen. „Viele junge Leute wissen nicht, was sie werden wollen und sind sich bei ihren Neigungen unsicher“, sagt eine Sprecherin der Industrie- und Handelskammer (IHK). „Den Schülern fehlt die Berufsorientierung. Vielleicht lesen Sie auch zu wenig Zeitung.“


Als großes Defizit geben die Betriebe ein unzureichendes mündliches und schriftliches Ausdrucksvermögen der Bewerber an. Außerdem würden elementare Rechenfertigkeiten, Englischkenntnisse und Belastbarkeit fehlen. Auch die Umgangsformen werden moniert. „Es geht zum Beispiel darum, dass man die Hände aus der Tasche nimmt, wenn man mit seinem Chef redet“, erläutert die IHK-Sprecherin.

IHK fordert, dass Betriebe auch die schwächeren Bewerber verstärkt qualifizieren


Fast jedes zweite Unternehmen gibt in der Umfrage an, Nachhilfe anzubieten – das sind neun Prozent mehr als im Jahr zuvor. Auch die ausbildungsbegleitenden Hilfen der Agentur für Arbeit werden dazu genutzt. Für die IHK ist das ein notwendiger Schritt: „Die Betriebe müssen verstärkt auch die schwächeren Bewerber qualifizieren – so schwierig das im Einzelfall sein mag. Das wird eine immer drängendere Aufgabe“, sagt Ausbildungsexpertin Andrea Bosch. „Wir raten den Unternehmen, nicht nur auf die Bewerbungstests oder auf die Schulnoten zu schauen, sondern sich auch im Gespräch kennenzulernen.“ Immer mehr Betriebe böten zusätzlich Schnupperpraktika an. Auch ein schwacher Bewerber könne dann möglicherweise mit Umgangsformen, Sozialkompetenzen und einer guten Einstellung zur Arbeit punkten.

Bei der Berufswahl sollten die Schüler ihrer Neigung folgen


Das Ausbildungsjahr beginnt wie immer am 1. September. Ausbildungsberater empfehlen eine möglichst frühzeitige Bewerbung für das Jahr 2017. Große und bekannte Unternehmen würden schon jetzt nach Azubis suchen. So zählt die IHK Region Stuttgart aktuell rund 800 Ausbildungsplätze in ihrer Lehrstellenbörse mit Start im September 2017, vor allem in den kaufmännischen Berufen und als Industriemechaniker und Mechatroniker.

Bewerbungscoach Jürgen Hesse rät, auch die Zukunftschancen des Berufs zu berücksichtigen und vor allem nach Neigung zu entscheiden. „Die jungen Leute müssen auf ihre innere Stimme hören. Eltern sollten sich zurückhalten und ihre Kinder selbst entscheiden lassen.“

Die Chancen, einen Ausbildungsplatz zu erhalten, sind auch im kommenden Jahr gut. „Der Ausbildungsmarkt entwickelt sich immer mehr zu einem Bewerbermarkt“, sagt Andrea Bosch von der IHK Region Stuttgart. Noch immer gebe es weniger Schulabgänger, gleichzeitig strebten mehr Jugendliche höhere Abschlüsse an. „Deshalb haben auch schwächere Schüler Chancen.“

Von Daniel Gräfe, Stuttgarter Nachrichten 06. August 2016